„Passive Investments sind Brandbeschleuniger der nächsten Korrektur“

Ufuk Boydak über passive Anlagen

Passive Aktienanlagen waren in den vergangenen Jahren die Verlegenheitsinvestments institutioneller Multi-Asset-Investoren. „Nur mit der Beimischung von zusätzlichem Aktienmarkt-Beta haben sie den schwachen Renditen des Niedrigzinsumfeldes Paroli geboten“, sagt Ufuk Boydak, Vorstand von Loys.

Schlechter als der Dax sind im Vergleich der internationalen Leitbörsen seit Jahresanfang nur noch die Schwellenländer gelaufen. Sie leiden besonders unter dem internationalen Handelskonflikt. Dagegen glänzen nordamerikanische Tech-Indizes trotz der aktuellen Schwäche der FAANG-Aktien (Facebook, Amazon, Apple, Netflix und Google) weiterhin mit positiven Vorzeichen. Daran wird sich kurzfristig nicht viel ändern, denn es fließt weiterhin viel passives Anlagekapital in diesen Sektor, allerdings inzwischen hauptsächlich von Privatanlegern.

Hälfte globaler Aktienvermögen taktisch passiv

Insbesondere institutionelle Multi-Asset-Investoren hatten in den Jahren zuvor ihr Heil in einer höheren Aktienquote gesucht, um ihre Performance-Versprechen einhalten zu können. Weltweit sind in über zehn Jahren rund 3 Billionen US-Dollar in indexierte Strategien geflossen. Zwei Drittel davon stammen aus zuvor aktiv verwalteten Vermögen. Das andere Drittel dürfte Gelder reflektieren, die normalerweise nichts in Aktien zu suchen haben. Für diese These spricht, dass über die Hälfte der passiven Engagements einen Zeithorizont von ein bis zwei Jahren oder weniger haben, also taktische Investmentziele verfolgen. Inzwischen wird weltweit sogar fast die Hälfte aller Aktienvermögen passiv verwaltet.

Schaut man für die New York Stock Exchange (NYSE) zurück bis ins Jahr 1960, wird die Veränderung der durchschnittlichen Haltedauer von Aktien besonders deutlich: Der damalige Mittelwert lag bei rund acht Jahren Aktienhaltedauer; dieser ist inzwischen auf nur noch acht Monate zurückgegangen. Das ist kein strategischer Vermögensaufbau, sondern taktisches Spiel mit entsprechendem Risiko – Verluste lassen sich in einem kurzfristigen Anlagehorizont womöglich nicht wieder aufholen. Für die Performance ist die Haltedauer ebenso entscheidend wie die richtige Aktienselektion.

Trendverstärker für Fehlbewertungen

Typisches Kennzeichen einer Fehlbewertung bei bestimmten Aktien ist die hohe Konzentration von Anlagekapital in nur wenigen Einzelwerten wie wir sie aktuell in der Gruppe der sogenannten FAANG-Aktien beobachten. Es wäre ein Trugschluss dahinter eine fundamentale Überzeugung hinsichtlich des digitalen Geschäftsmodells zu vermuten. Es handelt sich stattdessen um den typischen Mechanismus der Passivfonds: neues Kapital wird in diejenigen Werte geleitet, deren Marktkapitalisierung zunimmt. Daraus wiederum leitet sich das Hauptrisiko ab, dass mit passivem Investieren verbunden ist: teure Aktien werden geradezu automatisch den günstigen vorgezogen. Passive Anlagen wirken damit als Trendverstärker, sowohl bei Fehlbewertungen als auch bei Marktbewegungen.

Käuferstreik im Abwärtstrend

Im laufenden Jahr zeichnet sich allerdings eine Verschiebung innerhalb der Anlegergruppen ab: professionelle Anleger sind inzwischen Nettoverkäufer von Aktien-ETFs in den USA, während Privatanleger weiterhin Mittel in die indexnahen Vehikel hineinpumpen. Die Zurückhaltung der Profis in Abwärtsbewegungen ist ganz klar ein Warnsignal. Wackelige Trends bei konjunkturellen Frühindikatoren und negative Überraschungen in Quartalsberichten einzelner Unternehmen sorgen für zusätzliche Unsicherheit bei Anlegern mit einer aktiven Investmentphilosophie.

Das Risiko für die Aktienmärkte sind jedoch nicht aktive Investoren, die ihre Portfolios nach einem fundamentalen Plan selektieren. Sie bilden in Abwärtsschwüngen den Gegenpol, der Unterbewertungen findet und ausgleicht. Die eigentliche Gefahr sind Besitzer von Aktien, bei denen Geldanlage nur auf Opportunismus basiert. Wenn das sogenannte „easy money“ bisher Kerosin für steigende Kurse war, dann sind passive Strategien der Brandbeschleuniger in der nächsten Korrektur.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre!

Mit freundlichen Grüßen

 

Ihr fonds4less.de-Team

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